Am Dienstag, den 9. August 2005 eröffnete der erste Coworking Space in San Francisco. Was die Beweggründe dahinter waren und wie der erste Space aussah, könnt ihr euch hier anschauen Der erste Coworking Space

Fast 15 Jahre später stecke ich mitten in den Planungen für einen Coworking Space in Aurich/Ostfriesland. Ja, Coworking ist schon lange kein Trend mehr. Es ist eine Arbeitsform, die auch im ländlichen Bereich wunderbar funktioniert und stetig wächst. Mich faszinieren die Möglichkeiten, die Freiheit, der Austausch. Die Idee zu einem Coworking Space kam vor ca. 1,5 Jahren. Die Arbeit im Space und der Austausch mit den Coworkern, hat meinen Blick auf viele Dinge verändert – ja, ich möchte sagen, meinen Horizont erweitert.

Corona war bzw. ist Fluch und Segen zugleich. In vielen Einrichtungen brachen Einnahmen weg. Weder die Mieter durften wie gewohnt arbeiten noch konnten geplante Veranstaltungen durchgeführt werden. Das war und ist eine gewaltige Herausforderung – ohne Frage. Jedoch mussten sich genau durch Corona und das „verordnete“ Homeoffice Mitarbeiter und Unternehmer mit dem Thema remote Arbeiten beschäftigen. Irgendwie ging es auf einmal. Argumente, die diese Entwicklung über lange Zeit ausgebremst hatten, wurden widerlegt. Von zu Hause aus zu arbeiten wurde sogar als produktiver wahrgenommen. Durch den Wegfall von Arbeitswegen und der damit gewonnenen Zeit, kam ein Gefühl für die oft erwähnte Work-Life-Balance ins Bewusstsein. Jedoch vermissten viele die Gemeinschaft und Struktur. Jede Medaille hat eben zwei Seiten.

Traditionell zwingt uns das Arbeitszeitengesetz zu einem 9 bis 17 Uhr Job. Das bringt uns Struktur und den Austausch mit Kollegen – sprich die Gemeinschaft. Regelungen wie Gleitzeit, Teilzeit oder sogar das Arbeiten im Homeoffice, geben uns mehr Freiheit. Der Ein oder Andere empfindet dies jedoch recht schnell als einen Weg in die Einsamkeit. Selbstorganisation und konsequentes Arbeiten in den eigenen vier Wänden stellen eine Herausforderung dar. Freizeit und Arbeitszeit verschmelzen miteinander. Also müssen klare Absprachen getroffen werden und Spielregeln definiert werden.

Coworking kann eine wunderbare Ergänzung oder sogar Lösung sein. Immer mehr Menschen arbeiten als Freelancer, sind Einzelkämpfer, Gründer, betreuen neben der Arbeit Kinder oder pflegen Angehörige oder wollen keine langen Arbeitswege mehr in Kauf nehmen. Sie sind im Homeoffice. Was dann ganz schnell fehlt, ist der Austausch. Ein Coworking Space bietet genau das. Hier kannst du ganz nach deinen Bedürfnissen autark arbeiten. Keiner stört dich, du kommst in deinen Flow und bist schneller mit der Arbeit fertig, als du gedacht hast. An der Kaffeemaschine, bei einem gemeinsamen Mittagessen oder einer Veranstaltung, kannst du von der Community profitieren.

Eine wichtige Grundhaltung in der Community ist – Wissen vermehrt sich, in dem man es teilt! Berichte über deine Erfahrungen, hilf Menschen weiter und finde selbst Antworten. Respekt und Toleranz werden großgeschrieben. Ideen werden geteilt, damit ggf. Kooperationen entstehen können. Gemeinsam kommen wir schneller voran und minimieren das Risiko.

Ich könnte weiter schwärmen – am Ende, muss es jeder selbst erlebt haben. Sicher ist Coworking nicht für jeden geeignet. Hier arbeiten Menschen am Laptop. Sie sind Programmierer, Projektleiter, Autoren, Virtuelle Assistenten, kommen aus der Kreativwirtschaft usw. Von seiner Haltung her, sollte ein Coworker offen, freundlich und ehrlich sein.

Nun ja, ich hoffe sehr, dass ich bald einen Eröffnungstermin für einen Coworking Space in Aurich bekanntgeben darf. Dann lade ich dich herzlich ein, den Spirit zu erleben, die Community mit aufzubauen und dein Herz für neue Arbeitsformen zu öffnen.

Deine Vicki Janssen