Als ich 1999 mein erstes Unternehmen gründete, kamen gerade Begriffe wie „Telearbeit“ auf. Damals bedeutete das, dass ich meinen PC zuhause habe und von da aus meine Arbeit erledigen kann. Ich musste nicht mehr ins Büro fahren. Da mein Sohn gerade 2 Jahre alt war, eine ideale Lösung. Darum gründete ich einen Büro-Service und kämpfte um Aufträge. Die Aufträge bekam ich ja noch aber zuhause arbeiten? Wo der „Chef“ mich gar nicht kontrollieren kann? Nee, das geht ja gar nicht!

Heute, über 20 Jahre später nenne wir das Homeoffice oder mobiles Arbeiten. Es ist egal wann und wo ich meine Aufgaben erledige, Hauptsache, die Ergebnisse liegen pünktlich auf dem Tisch des Kunden/Chefs. In vielen Unternehmen ist das möglich. Aber es sind noch lange nicht genug Unternehmer, die so denken. Die alten Macht- und vor allem Kontrollstrukturen wiegen schwer. Das abzulegen, wird eine der größten Herausforderungen in der Digitalisierung werden.

 

Wenn ich jetzt erzählen würde, wie ich mir die Zukunft vorstelle, dann berichte ich über Arbeitsabläufe, die es heute schon gibt. Nicht nur in der Startup-Szene oder hippen Unternehmen. Nein, auch große Konzerne haben längst erkannt, dass sich die Welt – und damit auch die Arbeitseinstellung der Mitarbeiter – verändert hat. Früher hatten die Menschen ihren Lebensmittelpunkt dort aufgebaut, wo sie ihre Arbeit hatten. Sie arbeiteten oft über 40 Jahre für ein und denselben Arbeitgeber, hatten ihr Eigenheim, waren Mitglied im Verein und hatten somit natürlich auch die Familie und Freunde dort, wo sie eben gearbeitet haben.

Das ist heute anders. Die Bereitschaft für einen Job umzuziehen, ist nur noch gering. Dabei ist es völlig egal, ob ich von Hamburg nach München umziehen müsste oder von Berlin auf ein kleines Dorf in Mecklenburg. Heute möchten die Menschen dort leben, wo es ihnen gefällt, wo sie sich wohl fühlen, wo ihre Freunde und Familien sind. Und die Digitalisierung macht es möglich. Gerade in den Berufsgruppen, in denen das Arbeitsgerät das Handy und der Laptop sind. Es gibt schon heute Digitale Nomaden. Chefs sitzen in Hamburg und die Assistentin in der Schweiz. Ob der Redakteur die Texte im Berliner Office schreibt oder am Stand auf Hawaii, ist völlig egal. Wir sind vernetzt und das eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten.

Aber die Veränderungen treffen nicht nur die Menschen, die mit dem Laptop arbeiten. Wir planen heute noch Straßen, die in einigen Jahren vielleicht niemand mehr braucht – Stichwort eMobilität. In allen Bereichen kommen große Veränderungen auf uns zu. Ist es wirklich sinnvoll und notwendig, dass Menschen pendeln müssen? Müssen wir für Meetings um den halben Globus reisen?

Auch das Einkaufsverhalten wird sich ändern. Wir reden von Smart-Homes und Smart-Cities. Gehen wir in Zukunft noch einkaufen oder kommen unsere Lebensmittel per Drohne zu uns?

Mag sein, dass diese Aussichten Angst bereiten oder noch als Utopie betrachtet werden. Fakt ist, sie sind schon Realität. Hat man vor wenigen Jahren noch gesagt, dass diese Dinge in 10-15 Jahren da sein werden, so sprechen die Experten heute von nur noch 3-5 Jahren. Deutschland hängt dieser Entwicklung (nach meiner Meinung) mindestens 10 Jahre hinterher. Wir können diese Entwicklung nicht stoppen. Wir können sie aber mitgestalten. Indem wir uns darauf vorbereiten, die Scheu vor dem Neuen verlieren und anfangen, die Vorteile zu sehen.